Die Veränderungen in der Landschaft, der Strukturwandel in der Landwirtschaft, der Verbrauch an Grund und Boden haben zu entscheidenden Veränderungen der Lebensräume freilebender Tierarten geführt. Besonders betroffen sind Bodenbrüter, wie z. B. Rebhuhn, Fasan, Kiebitz und Bekassine. Daneben sind auch vielerorts die Hasen- und Kaninchenbesätze stark rückläufig. Andererseits haben Tierarten, wie Wildschweine, Füchse und neuerdings auch Waschbären ihren Lebensraum stetig erweitern können. Vor allem die starke Ausbreitung der Neozoen Arten Waschbär und Marderhund verursachen Verluste bei verschiedenen Tierarten und können damit die Biodiversität reduzieren. Invasive Neozoen stellen eine große Gefahr für Teile unserer Ökosysteme dar, da sie eine ökologische Nische besetzen und hier andere teils gefährdete und mit großem Aufwand geschützte Arten prädieren oder durch Nahrungs- oder Lebensraumkonkurrenz verdrängen. Die Jäger sind hier gefordert, regulierend einzugreifen.
Der Marderhund (Nyctereutes procyonoides), der als Pelzlieferant Anfang des 20. Jahrhunderts aus Ostasien im westlichen Teil der Sowjetunion ausgewildert wurde, breitet sich kontinuierlich nach Westen aus. Er besiedelt bei steigenden Besatzzahlen schon weite Teile Norddeutschlands. Infolge seiner expansiven Ausbreitung ist er schon seit Jahren in Niedersachsen dem Jagdrecht unterstellt. In der Region Hannover kamen im Jagdjahr 2020/21 212 Marderhunde zur Strecke. Als Jäger und Sammler wird er vor allem Gelegen und Jungtieren gefährlich.
Der Waschbär (Procyon lotor), dessen Heimat Nordamerika ist, wurde zur Bereicherung der heimischen Fauna 1934 am Edersee in Hessen mit fatalen Folgen erfolgreich ausgewildert. Diese Population breitete sich massiv in Deutschland aus und ist darüber hinaus auch Träger eines zoonotischen, d.h. auf den Menschen übertragbaren Parasiten, den Waschbär Spulwurm. Eine zweite nach Westen ausbreitende Population stammt aus illegalen Auslassungen aus Pelztierfarmen in Brandenburg. Diese Population hat mittlerweile den östlichen Teil von Niedersachsen erreicht. In der Region Hannover ist der Waschbär schon weit verbreitet. In der Region Hannover kommt er in fast allen Jagdbezirken vor. Im Jagdjahr 2020/21 wurden 1334 Waschbären erlegt bzw. als Fallwild gefunden. Für die nächsten Jahre ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Da der Waschbär sehr anpassungsfähig ist, nutzt er sehr stark auch die Siedlungsbereiche, wo er in und an den Häusern (Dachisolierungen, Mülleimer) Schäden verursachen wird.
Waschbären sind Nahrungsgeneralisten, die sehr effektiv Jungtiere, Küken und Gelege auffinden und erbeuten können. Große Probleme bereiten sie Ornithologen, da Waschbären sehr gut klettern können, Horste und Baumhöhlen gern als Ruheplätze nutzen und somit Gelege von Eulen und Greifvögeln (beispielsweise Rotmilan) leicht erreichen und ausräubern. Spektakulär sind die Berichte, dass Waschbären die streng geschützten Kröten und Frösche an den Krötenfangzäune fressen. Dadurch werden Artenschutzmassnahmen zunichte gemacht.
Das Ziel dieses Projektes, welches durch die Region Hannover gefördert wird, ist es, die vielfältigen Biotopverbesserungsmassnahmen der Jägerschaft und des Naturschutzes zum Schutz von Wildtierpopulationen und der Biodiversität durch eine effektive Prädatorenkontrolle zu unterstützen. Durch die Fangjagd auf diese Beutegreifer (Waschbär, Marderhund) sollen die Populationen reduziert und deren Ausbreitung eingedämmert werden. Die Fangjagd ist für den Marderhund eine effektive sowie für den Waschbär die effektivste Jagdmethode, um eine Besatzreduktion zu erreichen. Durch den Lebendfang wird ein selektiver Fang gewährleistet und Fehlfänge (z.B. Hauskatze) können unbeschadet frei gelassen werden. Die eingesetzten Fallen und der Fang müssen den rechtlichen Vorgaben des Bundes- und des Niedersächsischen Jagdgesetztes entsprechen.