Myxomatose bei Feldhasen in Niedersachsen

Bei der Myxomatose handelt es sich um eine Viruserkrankung, die durch das Myxomavirus ausgelöst wird und die bislang überwiegend bei Wildkaninchen auftrat. Mit diesem Virus wurden 1952 in einem Park in der Nähe von Paris absichtlich Wildkaninchen infiziert, um den Schäden in der Landwirtschaft und der damaligen Kaninchenplage Herr zu werden. Das Virus breitet sich innerhalb weniger Jahre in ganz Europa aus und bei Mortalitätsrate von bis zu 90 % wurden die Kaninchenbestände dezimiert. Durch Mutationen – ein natürlicher Prozess der Koevolution zwischen dem Erreger und seinem Wirt – entwickelten sich aus dem hoch virulenten Myxomavirus über die Jahre neue, schwachvirulente Virusstämme, die bei den Kaninchen zu milden Krankheitsverläufen führen. Darüber hinaus bilden sich bei den Kaninchen Resistenzen aus, so dass die Kaninchenbestände schwachvirulente Virusinfektionen gut überstehen können, bis wieder ein aggressiver Virusstamm auftritt. Neben dem Myxomavirus grassiert seit Mitte der 1980er Jahre in der Kaninchenbeständen zusätzlich der RHD-Virus, der die Chinaseuche mit ähnlich hohen Mortalitätsraten verursacht.

Im Kreis Wesel und benachbarten Kreisen im nördlichen Nordrhein-Westfalen wurden Mitte August die ersten Myxomatosefälle beim Feldhasen nach patho-histologischen Untersuchungen der Veterinärämter sowie der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung (Bonn, Dr. L. Fischer) diagnostiziert. Innerhalb weniger Tage breitete sich der neue Erreger von NRW kommend über die Grafschaft Bentheim bis in das mittlere Emsland aus. Inwieweit sich das Virus in den nächsten Wochen im westlichen Niedersachsen weiter ausbreitet, ist von den örtlichen Jägern genaustens zu beobachten. Ebenso betroffen sind die Hasenbesätze in den Niederlanden.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden immer wieder Einzelfälle von Myxomatose beim Feldhasen ohne auffällige Besatzeinbrüche diagnostiziert. Stärkere Ausbrüche wurden allerdings in der Vergangenheit regional begrenzt in Irland, Frankreich oder Großbritannien beobachtet. Ein starker Ausbruch mit hohen Mortalitätsraten wurde dann 2018 in Spanien beim Iberischen Hasen festgestellt, wobei das Kaninchen nicht vermehrt betroffen war. Es wurde mit aufwändiger Forschung eine neue Myxomavirus-Variante analysiert (Fischer 2024). Inwieweit es sich bei dem hiesigen Erreger um denselben Stamm oder veränderte Varianten handelt, wird durch die Landesuntersuchungsämter, der Forschungsstelle und dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) durch genetische Analysen derzeit geklärt. Durch ergänzende Untersuchungen müssen die Herkunft des Virus, die Übertragungswege (blutsaugende Insekten, Kontaktinfektion o.a.), mögliche Wirte und die Überwinterung der Viren herausgefunden werden.

Es wird angenommen, dass das Virus im Wesentlichen durch Stechinsekten übertragen wird und daher im Sommer und Spätsommer seine stärkste Ausbreitungsphase erreicht. Feuchte Witterung, Niederschläge, Pfützen und Gewässer begünstigen die massenhafte Entwicklung der Mücken und Gnitzen. Winde können darüber hinaus die Insekten weit verdriften, so dass der Virus schnell verbreitet werden kann. Anders als beim Kaninchen scheidet der Kaninchenfloh im Kaninchenbau als Hauptüberträger aus, der dort über Monate infektiös ist. Es ist anzunehmen, dass mit einer kälteren Herbstwitterung und dem Absterben der Stechinsekten die Ausbreitung der Myxomatose sich verzögern wird. Inwieweit sie im nächsten Jahr wieder auftreten wird, ist noch unbekannt. Von daher ist sehr wichtig, dass möglichst viele Hasen den Winter überstehen. Vor allem die Hasen, die eine Infektion überstanden und eine Immunantwort aufgebaut haben, sollten nicht durch eine Bejagung oder durch zu hohe Prädatorendichten verloren gehen. Ein intensives Prädatorenmanagement in den nächsten Monaten wird von der Landesjägerschaft dringend empfohlen.

Die Inkubationszeit, d.h. die Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung bzw. bis zum Tod der Hasen beträgt nur wenige Tage (3-10 Tage). Die Todesrate unter den Hasen ist sehr hoch. Nach aktuellen Schätzungen liegt die Rate bei über 80%. Von dem Seuchenzug sind nicht nur die Reviere mit hohen Hasenbesätzen betroffen, sie sind auch nicht der Ausgangspunkt, in diesen Revieren ist das Hasensterben nur besonders auffällig. Erkrankte Hasen zeigen meist apathisches Verhalten und weisen häufig Schwellungen und Sekrete an Augen, Mund und im Genitalbereich auf. Bitte achten sie auf die üblichen Hygiene-Maßnahmen beim Umgang mit erkranktem Wild.

Das Formular zum Einsenden von Fallwild finden Sie auch hier: https://www.ljn.de/fileadmin/dateien/ljn.de/News/24_09_FORMULAR_Wilduntersuchung_V5.pdf

Quelle: LJN

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